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Patenschaft für unsere Tierschutzhunde

Wie es gelingt, in einer überstimulierten Gesellschaft zur Ruhe zu kommen

Vor einiger Zeit hat mich jemand gefragt, wie ich mit wenigen Worten beschreiben würde, was unsere Arbeit mit den Hunden bewirkt. Nach kurzem Überlegen sagte ich: «Die Beziehung zwischen uns und unseren Hunden vertieft sich! Dadurch gehorchen unsere Hunde super, ohne dass wir sie trainieren müssen. Das ist das Genialste an unserem Weg!». Möchten Sie ein Rezept?

Die Grundzutaten sind Vertrauen und Respekt. Mischen Sie diese mit einer grossen Menge Präsenz, Verbundenheit und Mitgefühl. Geben Sie eine Prise Humor dazu, viel Neugier und Offenheit und die Bereitschaft zuzuhören. Vermischen Sie all dies sorgfältig und denken Sie auch einmal aus Sicht Ihres Hundes! Bekommt der Hund dazu ausreichend Stimulation und viel Ruhe, Erholung und Schlaf, sind seine Grundbedürfnisse erfüllt und fühlt er sich sicher, dann stehen vielen freudigen «Aha-Erlebnissen» nichts mehr im Wege. Viel Freude beim Geniessen!

Ist es nicht genau das, worüber wir uns bei den Hunden Gedanken machen? Oft hören wir, dass die Hunde unterstimuliert sind. Wir denken, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Diese These wird auch von führenden Wissenschaftern gestützt.
Denken Sie einmal an einen ganz normalen Arbeitstag von sich selbst. Wann beginnt und wann endet ihr Tag? Wir Menschen bewegen uns stetig auf der Überholspur des Lebens. Kein Wunder also, dass der Stress zunimmt und damit auch Krankheiten, Erschöpfung, Burn Outs, etc. ansteigen. Es ist alarmierend, dass bereits Kinder über solche Erschöpfungssymptome klagen. Und da sollen unsere Hunde unterstimuliert sein? Hunde, die so eng mit uns Menschen leben, die wenig bis keine Wahl haben, ihr Leben so zu leben, wie sie es für richtig anschauen würden? Wir Menschen haben für uns eine Wahl getroffen. Es ist die Wahl, möglichst viel, möglichst rasch, möglichst gut zu tun. Perfektionismus und der Hang dazu, überall aktiv zu sein, sind extrem hohe Anforderungen an uns selbst. Die Erholungszeit kommt oft zu kurz. Wo bleibt die Lebensqualität? Definieren wir uns tatsächlich nur noch über Leistung und Erfolge, über Quantität?
Sind wir wirklich schlechte Menschen, wenn wir einfach einmal nein sagen?

Ich merke, dass mir dieses nein-sagen heute deutlich leichter fällt und dass ich nicht mehr einen Grund für eine Absage finden muss. Früher sagte ich, es geht nicht, weil …  – es war mir wichtig, dass das Gegenüber verstand, dass es nicht gegen ihn oder sie gerichtet war. Erst als ich erkannte, dass ich in meiner «ich möchte es allen Rechtmachen und perfekt-sein-Haltung» dem Menschen am meisten schadete, zu dem ich am meisten Sorge tragen müsste, begann ich ganz zaghaft zu verändern. Die Indianer haben folgendes Gebet: «Grosser Geist hilf mir, den grössten Feind zu besiegen, den ich habe, mich selbst. Grosser Geist hilf mir, den besten Freund zu finden, den ich habe, mich selbst.» Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie das Gebet der Indianer verinnerlichen und all das für sich selbst tun, was Sie für Ihren besten Freund oder Ihre beste Freundin machen würden. Meine Hunde freuen sich sehr über diesen Sinneswandel und geniessen die etwas langsamere Gangart für uns alle. Passend zur Osterzeit wünsche ich Ihnen viel Freude beim Entdecken von sich selbst.