Spenden Kontakt Hunde suchen

Patenschaft für unsere Tierschutzhunde

Strassenhunde

  Da viele unserer Fellnasen ursprünglich von der Strasse kommen, hat es mich inspiriert, über Strassenhunde zu sprechen.

  Udo Ganslosser schreibt in seinem Buch «Hunde aus dem Ausland» in seinem Vorwort: «Hunde, die aus vermeintlichen Tierschutzgründen aus anderen Ländern zu uns gebracht und in Familien vermittelt werden, beschäftigen in zunehmendem Masse nicht nur die Tiermedizin sondern tauchen auch in Hundeschulen und Vereinen auf. Vielfach wurden den Menschen völlig falsche Versprechungen gemacht, die sich insbesondere auf gute Sozialisierung, Dankbarkeit und allgemein pflegeleichte Haltung eines solchen Hundes beziehen. Leider sind die damit entstehenden Probleme keineswegs nur durch Training zu lösen». Weiters schreibt er: «Hunde aus dem Ausland nehmen einen immer grösseren Anteil der Familienhunde in Mitteleuropa ein. Wenigen Haltern und auch erschrecken wenigen Tierschützern und anderen Importeuren ist klar, welche Probleme damit entstehen können».

Als ich 1998 bei NF footstep mit Hunden zu arbeiten begann, waren die Strassenhunde absolute Exoten. Heute gehören sie «zum guten Ton». Die Zahl der Auslandshunde nimmt stetig zu, wobei natürlich nicht alle zur Kategorie «Strasse» gehören. Die Umstellung vom Herkunftsland in unsere Kultur ist für viele eine Überforderung. So werden wir um Rat gebeten. Hunde mit Migrationshintergrund bringen oft eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Zu Beginn sind sie möglicherweise sehr angepasst, manchmal zurückhaltend, scheu, vorsichtig, ja gar ängstlich. Menschen machen ihnen oft Mühe, wobei Männer in der Regel eine grössere Herausforderung sind als Frauen. Sie reagieren auf ihre Umwelt und der vermeintlich so soziale Vierbeiner bekommt zunehmend Probleme mit Artgenossen. Verkauft wurde er als «absolut sozial, gut verträglich mit allen Artgenossen, freundlich mit Menschen, gut mit Katzen, usw.». Nehmen die Herausforderungen überhand, kommt es nicht selten zur Frage «wie weiter». Wir erhalten fast täglich Anfragen zur Aufnahme eines solchen Hundes. Die Menschen, die mit der Adoption helfen wollten, sind frustriert, an ihren Grenzen angelangt. Die einen suchen zunächst hoffnungsvoll, dann verzweifelt Unterstützung in einer Hundeschule, andere glauben nicht mehr an eine Wende. Die Lust, sich auf einen längerdauernden Prozess einzulassen, fehlt. Die Abgabe scheint die beste Lösung. Leider nehmen ganz viele Organisationen die vermittelten Hunde nicht zurück. Wir sind bestimmt nicht das einzige Hundeheim, das mit Anfragen zur Übernahme «bombardiert» wird.

Jede Absage tut mir in der Seele weh. Denn ich entscheide mich gegen ein Lebewesen, das es wie jedes andere verdient hätte, einen schönen Lebensplatz zu finden. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt und so können wir maximal 12 Hunde bei uns im Tierschutz betreuen. Bei jedem der Hunde, die wir mit einem solchen oder ähnlichen Hintergrund aufgenommen haben, verlief die Geschichte identisch. Der Hund wurde unbekannterweise vermittelt. Das heisst, dass vor der Adoption kein Kennenlernen möglich war. Der Hund war einfach da. Die ersten Wochen und Monate gingen gut und plötzlich begannen die Schwierigkeiten. Als alle Hilfe nichts fruchtete, blieb die Abgabe. Bei vielen Fellnasen ist es nicht der erste, sondern bereits der dritte oder vierte Umzug. Die Menschen sind traurig, hinterfragen sich und die Hunde verlieren ein weiteres Stückchen Glauben an das Gute. Kein Wunder, brauchen sie eine gewisse Zeit, um anzukommen. Oft dauert es Monate, bis sie uns ihr Inneres zeigen und öffnen, wenn überhaupt. Jede Übernahme eines Hundes berührt mich sehr. Denn in den Augen dieser Tiere spiegelt sich ihr ganzes bisheriges Leben.
Bei allen hilft nur eines: Zeit und unendlich viel Geduld. Diese Hunde müssen und dürfen lernen, sich sicher zu fühlen. Erst wenn sie realisieren, dass sie sich in einem für sie sicheren und positiven Umfeld befinden, werden sie sich ein klein wenig öffnen. Dies ist der Moment, wo sie wie ein ganz zartes Pflänzchen vorsichtig ihr Köpfchen in die Luft streckt. Dieses Pflänzchen heisst «Vertrauen». Für uns ist dieser Moment ein unendliches Geschenk. Zu sehen, wie ein Hund, der aus Angst und Unsicherheit zugebissen hatte, plötzlich zu kommunizieren beginnt, wo ein Fellnäschen, das bisher einen grossen Bogen um uns gemacht hat, ganz sanft die Nähe sucht, wo einer, der am liebsten abhauen würde den Kontakt sucht, ist berührend und letztendlich jede Schweissperle wert.